Excavating the Future
"- Die Ausgrabung der Zukunft"
Eine Begegn
Zur Archäologie und Zukunft der bewegten Bilder
Das Mediensymposium Excavating the Future führt Künstler, Wissenschaftler und Kritiker zusammen, um Theorien und Praxiserfahrungen zu diskutieren, sowie Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Neuen Medien im gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Kontext zu reflektieren.
Veranstalter: Goethe-Institut Prag, Centre for Contemporary Arts, Nationales Filmarchiv CZ.
Aufgrund der ständig wachsenden Abhängigkeit unserer Gesellschaft von neuen Kommunikationstechnologien ist es sinnvoll ihren geschichtlichen Wurzeln nachzugehen und die Rahmenbedingungen ihrer Nutzung untersuchen. Die jüngste Entwicklung digitaler Technik beeinflusst mit veränderten visuellen Erscheinungsformen maßgeblich unsere Wahrnehmung und Vorstellung der Wirklichkeit. Bei aller Neuartigkeit sind diese Veränderungen freilich undenkbar ohne das Kino und andere Technologien der bewegten Bilder oder die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, die sie erst möglich machten.
Mit seiner 1818 in Prag erschienenen Dissertation war der Naturwissenschaftler Jan Evangelista Purkyne einer der ersten, der erkannte, dass wir einen Gegenstand noch für den Bruchteil einer Sekunde wahrnehmen, nachdem er bereits aus unserem Gesichtsfeld verschwunden ist. Die Entdeckung dieses Wahrnehmungs-phänomens, das dann 1824 von Peter Mark Rogers detaillierter beschrieben wurde und "Nachhaltigkeit des Seheindrucks" genannt wurde, bildete die Grundlage zahlreicher technischer Erfindungen und neuartiger Geräte, die aus unbewegten Bildern bewegte machten, und die seither durch Kino und Fernsehen, aber auch durch digitale, audiovisuelle Technik unsere Gegenwart verändern.
Purkynes Erkenntnisse, die grundlegend mit der Geburt der Neuro-wissenschaften und dem Siegeszug der Technik der bewegten Bilder verbunden sind, dienen als Ausgangspunkt für die Betrachtungen der gegenwärtigen Entwicklung elektronischer Medien und ihren Einfluss auf unser Leben. Da diese Technologien uns Mittel an die Hand geben, unsere Art zu leben und damit unsere Identität zu verändern, machen sie eine Reflektion ihrer geschichtlichen und theoretischen Grundlagen notwendig und werfen eine Reihe von Fragen auf:
1. Wie verändert sich unsere Wahrnehmung der Realität in Bezug auf einen immer komplexer werdenden technischen Apparat, der zum Aufnehmen, Scannen und nicht zuletzt zum Erschaffen und Simu-lieren künstlicher, audiovisueller Situationen und Räume entwickelt wurde?
2. Wie tragen solche "transformierenden" kognitiven Modelle zur Entwicklung elektronischer Medien bei, und welche Rolle spielt um-gekehrt die digitale Technologie für die Kognitionswissenschaften?
3. Wie läßt sich die rasante Entwicklung elektronischer Medien aus der Geschichte begründen?
4. Wie beeinflussen kulturelle Konventionen die Entwicklung und den Gebrauch der Neuen Medien einerseits, und wie wirken die Neuen Medien andererseits auf diese Konventionen und unsere Auffassung von Geschichte zurück?
5. Wie wirken sich unterschiedliche diskursive Zeitachsen ("timeframes") in gesell-schaftlicher, politischer und geografischer Weise auf unsere Sicht der Technik aus?
6. Welche Formen des dialogischen Aufeinanderzugehens und welche Modelle der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Künst-lern waren und sind produktiv und was sind Ausgangspunkte, Ziele und Rahmenbedingungen solcher Inter-Mediationen?
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